Die westliche Ernährungsweise beeinflusst möglicherweise die Zunahme der Asthma-Erkrankungen. Die Entwicklung von Asthma hängt nämlich offenbar von der Menge konsumierter Früchte und Gemüse ab. Die darin enthaltenen Nahrungsfasern werden durch Darmbakterien fermentiert, dadurch gelangen Fettsäuren ins Blut, welche die Immunantwort in der Lunge beeinflussen. Zu diesem Schluss kommt eine vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Studie.
In den letzten fünfzig Jahren erkrankten im Westen immer mehr Menschen neu an allergischem Asthma. In derselben Zeitspanne veränderte sich auch die Ernährungsweise: Früchte und Gemüse stehen seltener auf dem Speiseplan. Nun legen neue Studienergebnisse nahe, dass diese Veränderungen nicht nur zeitlich zusammentreffen, sondern auch ursächlich miteinander zu tun haben.
Ein Team um Benjamin Marsland vom Universitätsspital Lausanne (CHUV) hat in Versuchen an Mäusen nachgewiesen, dass das Fehlen von fermentierbaren Fasern in der Nahrung allergische Entzündungsreaktionen in der Lunge fördert.
Darmbakterien wirken bis in die Lunge
Dass die Mikroben im Darm, wenn sie Fasern verdauen und fermentieren, bei der Vorbeugung von Darmkrebs eine wichtige Rolle spielen, war schon bisher bekannt.. Die Forschenden aus Lausanne zeigen nun erstmals, dass der Einfluss der Darmbakterien viel weiter reicht, nämlich bis zur Lunge. Das Team verfütterte Mäusen entweder eine Standarddiät mit vier Prozent oder eine Niedrigfaserkost mit einem Anteil von nur 0,3 Prozent fermentierbaren Fasern. Diese Niedrigfaserkost ist mit der westlichen Ernährungsweise weitgehend vergleichbar, die durchschnittlich nur noch etwa zu 0,6 Prozent aus Ballaststoffen besteht.
Die Forschenden setzten die Mäuse einem Extrakt von Hausstaubmilben aus, worauf die Mäuse auf Niedrigfaserkost eine stärkere allergische Reaktion entwickelten mit weitaus mehr Schleim in der Lunge als die Mäuse auf Standarddiät. Auch beim umgekehrten Versuch – dem Vergleich von Mäusen auf Standarddiät mit Mäusen, die eine mit fermentierbaren Fasern angereicherte Ernährung bekamen – zeigte sich eine schützende Wirkung dieser Art von Ballaststoffen.
Das Team um Marsland hat herausgefunden, dass dieser Schutz das Resultat einer mehrstufigen Reaktionskette ist. In einer ersten Phase gelangen die Fasern in den Darm, wo sie von Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren fermentiert werden. Diese Fettsäuren werden ins Blut aufgenommen und beeinflussen die Reifung von Immunzellen im Knochenmark. Durch den Hausstaubmilbenextrakt angezogen wandern diese Immunzellen in die Lunge, wo sie schliesslich eine weniger starke Abwehrreaktion bewirken.
Forschungsleiter Marsland ist der Ansicht, dass die Ergebnisse seiner Gruppe klinisch relevant sind, nicht nur weil der Anteil an pflanzlichen Fasern in der westlichen Ernährung mit der Niedrigfaserkost der Mäuse vergleichbar ist, sondern auch weil sich die untersuchten Aspekte des Immunsystems bei Maus und Mensch kaum unterscheiden. Noch seien aber zahlreiche Fragen ungeklärt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler planen nun klinische Studien, um zu untersuchen, wie sich eine mit fermentierbaren Fasern angereicherte Diät bei Menschen auf Allergien und Entzündungen auswirkt.
Jetzt schon stehe aber fest, dass zu den zahlreichen Gründen, mehr Früchte und Gemüse zu essen, ein weiteres Argument hinzu kommt.
Quelle:
http://www.snf.ch/de/fokusForschung/newsroom/Seiten/news-140106-mediemitteilung-ballaststoffe-schuetzen-vor-asthma.aspx
Literaturhinweis:
Aurélien Trompette, Eva Gollwitzer, Koshika Yadava et al.
Gut microbiota metabolism of dietary fiber influences allergic airway disease and hematopoiesis through GPR41.
Nature Medicine 2014. doi: 10.1038/nm.3444
Kommentar & Ergänzung:
Das sind interessante Ergebnisse, falls sie sich beim Menschen bestätigen lassen.
Dass die Darmflora einen Einfluss hat auf das Immunsystem bis in die Lunge, ist jedenfalls bemerkenswert und wirft viele Fragen auf.
Beispielsweise: Was passiert im Immunsystem, wenn die Darmflora durch eine Antibiotika-Behandlung geschädigt wird?
Asthma ist ein komplexes Geschehen, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird.
Ballaststoffmangel wird darin nur ein Element unter vielen sein, falls sich die Resultate bestätigen. Immerhin scheinen Ballaststoffe via Darmflora möglicherweise modulierend auf allergische Prozesse einzuwirken. Das ist jedenfalls mehr als nichts.
Hier noch ein Tipp aus der Phytotherapie zum Thema Asthma:
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